Johannes Nießen
schrieb am 11. Juli 2025 um 12.18 Uhr
Lieber Onkel Jakob,
dein plötzlicher Tod führt uns auf erschütternde Weise vor Augen, wie vergänglich alles ist – und wie sehr sich mit dir auch ein Stück unserer Kindheit verabschiedet hat.
Solange ihr – Papa, Mama, du, Agnes, Josef und Maria – da wart, waren wir die Kinder. Diejenigen, die zu euch aufschauten, von euch in den Arm genommen, getröstet und geliebt wurden. Nun sind nur noch Mama und Maria aus diesem Teil der Familie da.
Und auch wenn wir hoffentlich noch viele Jahre vor uns haben, rücken wir unaufhaltsam an die Spitze der Generationen in unserer Familie – dorthin, wo ihr einst standet. Die Kindheit endet hier, und wir werden zu denen, die als Nächste gehen. Wir werden die „Älteren“.
Ich trage viele schöne, freudige Erinnerungen aus unserer Kindheit und aus Boverath in mir – Erinnerungen, in denen auch du deinen festen Platz hast. Vielleicht hast du mir als Onkel auch einmal die Ohren langgezogen – das gehörte eben dazu. Doch im Herzen bleiben vor allem die schönen Momente, und die überdauern.
Es ist schon irgendwie merkwürdig, dass du nach Agnes’ Tod wieder mein Nachbar wurdest – nicht in Boverath, aber in der Soers. Fast wie früher. Und doch war es schmerzhaft, dich dort so zu erleben. Bitte verzeih mir, dass ich nicht öfter bei dir war. Ich möchte dich so in Erinnerung behalten, wie du warst – lebendig, stark, humorvoll.
Persönlich kann ich mich leider nicht von dir verabschieden. Aber ich bin sicher, dass ich irgendwann einmal bei dir vorbeischaue.
Grüß Papa, Agnes, Josef – und all die anderen,
Johannes